Von der kleinen Trabi-Werkstatt zum großen Partner mit vielen Konzernmarken, von einem der wenigen Volkswagen Service-Partner zu DDR-Zeiten zum größten Autohaus in der Region, vom Zwei-Mann-Betrieb zum Autohaus mit 190 Mitarbeitern: Volkswagen hat vor und nach dem Mauerfall in den ostdeutschen Bundesländern Geschichte geschrieben. Fünf Beispiele für zukunftsorientierte Autohäuser.
30 Jahre Deutsche Einheit:
Autobau Ost – Fünf Autohäuser im Portrait
30 Jahre nach der Wiedervereinigung ist Volkswagen sehr gut in den ostdeutschen Bundesländern vertreten. Der Grund dafür: Händler, die über Jahrzehnte die Konzernmarken stark machten. Fünf Beispiele:
Von der kleinen Trabi-Werkstatt zum großen Volkswagen Partner: Willkommen bei Auto Zellmann (Berlin)
Damals, am 1. Januar 1984 und nur 500 Meter entfernt von der Berliner Mauer, ging in Ost-Berlin ein Traum in Erfüllung. „In der Rudower Straße 29 machte sich mein Vater Manfred Zellmann selbstständig und eröffnete seine Fachwerkstatt für Karosserieinstandsetzung der Marke Trabant“, erinnert sich seine Tochter Eike Oertwig. Zusammen mit ihrem Bruder Holger Zellmann leitet sie heute den Betrieb. „Für meinen Vater war das ein Traum, den wir gemeinsam als Familie gelebt haben.“
Unternehmerische Selbstständigkeit war in der DDR nicht gefragt und nur wenigen Menschen gelang der Schritt dahin. Zu diesen gehörte Manfred Zellmann, den die Liebe nach Berlin verschlagen hatte und der schon in seiner Heimat, Eisenach – eine der DDR-Hochburgen der Automobilindustrie – als Querdenker galt. Die Mannschaft von Auto Zellmann bestand kurz nach Gründung aus vier Mitarbeitern und zwei Auszubildenden. Damals war von den großen West-Marken noch keine Rede, repariert wurden natürlich vor allem Trabis – bis fünfeinhalb Jahre später die Mauer fiel.
Da das Geschäft mit den Ost-Automarken nach der Wende zügig zum Stillstand kam, suchte Manfred Zellmann eine neue Herausforderung. Und er fand sie schnell: Nur wenige Monate später – und noch bevor die deutsche Einheit am 3. Oktober 1990 gefeiert werden sollte – schloss er einen Händlervertrag mit Volkswagen und Audi ab. Das war ein mutiger Schritt, ein Schritt nicht ohne Risiko. „Mein ehrgeiziges Ziel war es, Westautos zu verkaufen und zu reparieren“, sagte Manfred Zellmann bei einen Interview für das Berliner Tours Magazin.
Vom einfachen Backsteinbau der „Fachwerkstatt für Karosserieinstandsetzung der Marke Trabant“ (Foto 1, 1984) über die Partnerschaft mit Volkswagen und Audi (Foto 2, 1990) bis zu mehreren modernen Autohäusern der Marken des Volkswagen Konzerns (Fotos 3, 4 und 5): In den 30 Jahren, die seit dem Mauerfall vergangen sind, ist Auto Zellmann enorm und stabil gewachsen. Heute leiten Eike Oertwig (Foto 6) und ihr Bruder Holger Zellmann (Foto 7) den Betrieb.
Mutige Schritte nach dem Fall der Mauer
Der Verkauf und die Werkstatt wurden schnellstmöglich den neuen Bedingungen angepasst. In den Folgejahren wuchs Auto Zellmann kontinuierlich. Der größte Meilenstein in den 1990ern war der Neubau des Volkswagen Autohauses 1997, nur wenige Meter von der ersten Werkstatt entfernt.
Von da an ging es Schlag auf Schlag: 2000 wurde das Audi-Zentrum eröffnet, 2001 kam ein „Auto Sofort Service“ dazu. Im Mai 2004 kam dann eine dritte Marke mit ins Portfolio: Mit ŠKODA wurde ein Händlervertrag abgeschlossen. Im April 2007 wurde schließlich ein neues ŠKODA-Autohaus eröffnet werden. Weithin sichtbar dominieren die Autohäuser mit den großen Glasfassaden die Rudower Straße.
Ende des Jahrzehnts aber stand dann eine Zäsur bei Auto Zellmann an. „Am 18. November 2009 feierte mein Vater Manfred Zellmann seinen 65. Geburtstag und gleichzeitig fand die offizielle Firmenübergabe an die nächste Generation statt“, sagt Eike Oertwig. Die Frage, ob bei den Zellmanns die Leidenschaft für Automobile in der Familie liegt, sagte Manfred Zellmann: „Sehr früh lernten sie unternehmerisch zu denken und wurden bereits in den 1990er-Jahren bei den großen strategischen Entscheidungen für die Zukunft des Autohauses mit einbezogen. Sie wuchsen sozusagen mit dem Autohaus auf.“ Eike Oertwig und ihr Bruder Holger Zellmann haben das unternehmerische Geschick ihres Vaters geerbt und setzen den Expansionskurs fort: Von einem neuen Kompetenz-Center für Volkswagen Nutzfahrzeuge über eine „Audi Top Service Partnerschaft“ bis zum Bau einer Lackieranlage 2017.
Über all die Jahre gibt es bei Auto Zellmann eine Konstante, die dem Firmengründer immer wichtig war: eine hochwertige Berufsausbildung desNachwuches. Oft kümmerte er sich persönlich um die Weitergabe des Wissens – nicht selten im „Automobil-Museum“ der Firma. Das ist in der ehemaligen Trabant-Werkstatt untergebracht und hier stehen sie: Klassiker aus der DDR-Zeit mit den Marken Wartburg, Trabant und ŠKODA. Zusammen mit Auszubildenden hat Manfred Zellmann die alten Fahrzeuge restauriert. Eike Oertwig: „So lernen die Azubis, wie man früher Autos gewartet und repariert hat und sie erfahren gleichzeitig etwas über die Geschichte unseres Unternehmens.“
100 Jahre automobile Geschichte: Autohaus Stoye (Halle/Saale, Sachsen-Anhalt)
Damit Menschen oder Güter sicher und gut von A nach B kommen, dafür sorgt Familie Stoye bald seit 100 Jahren und vier Generationen in der Region Halle (Saale). Angefangen hatte alles 1920, zu Zeiten der Weimarer Republik. Damals gründete Friedrich Stoye ein „Fuhrunternehmergewerbe“, das mit Mobilitätsdienstleistungen den Grundstein für den heutigen Erfolg des Autohaus Stoye legte. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Unternehmen durch seinen Sohn Fritz Friedrich Stoye wiedereröffnet. Es wuchs fortan langsam, aber stetig. 1974 wurde das Unternehmen um einen Abschleppdienst ergänzt, Ende der 1970er Jahre stieg Fritz Stoyes Sohn Rolf-Peter ins Geschäft ein. „Das Automobile liegt in unserer Familie“ sagt Rolf-Peter Stoye, als er heute auf die Geschichte des Familienunternehmens zurückblickt.
Rolf-Peter Stoye sorgte dann 1979 dafür, dass neben Fuhrunternehmen und Abschleppdienst eine dritte Säule für einen langfristigen Unternehmenserfolg hinzukam: „Wir hatten uns um einen Service-Vertrag mit Sachsenring beworben und diesen dann am 1. Juli 1979 auch bekommen.“ Nach der Einstellung des Fuhrbetrieb 1980 nach dem Tod seines Vaters konzentrierten sich Rolf-Peter Stoye und alle Mitarbeiter voll auf den Ausbau der Trabant-Werkstatt – mit Erfolg. Die kleine Firma wuchs gesund – von anfangs drei auf später zwölf Mitarbeiter. Gegen Ende der 1980er konnten die Stoyes auch gepachtete Grundstücke, auf denen sie bisher wirtschafteten, endlich erwerben.
Ein gutes Produkt braucht keinen riesige Werbekampagne an der Seite, ein kleiner Aufkleber reicht: Werbung auf dem Audi Cabriolet für das Autohaus Stoye (Foto 1). Anfang der 90er Jahre (Foto 2) standen Volkswagen und Audi noch Seite an Seite (Foto 3). Heute betreten Besucher das Autohaus in Halle (Saale) durch die moderne Fassade.
Voll auf Volkswagen gesetzt
Dann kam die Wende. „Ob Zufall oder nicht: Es war gerade der Zeitpunkt, als der Trabant endlich mit dem 4-Takt-Motor von Volkswagen auf den Markt kam“, erinnert sich Rolf-Peter Stoye zurück. Die Familie setzte sich zusammen und überlegte hin und her, wie es weitergeht. „Und dann haben wir uns entschieden“, erinnert sich Stoye an die firmentechnisch einschneidenden Wochen: „Wir setzten voll auf Volkswagen.“
Bis heute hat die Unternehmerfamilie aus Sachsen-Anhalt diesen Schritt zu keiner Minute bereut, im Gegenteil: „Heute haben wir an die 100 Mitarbeiter“, sagt Jens Stoye, Sohn von Rolf-Peter. Seit 2003 bilden Jens und sein Bruder Sven zusammen mit ihrem Vater das Inhaber-Trio. Die drei leiten zusammen das Geschäft, wobei der Senior „alles im Blick behält“ und die Söhne sich auf Vertrieb und Service konzentrieren. Jens Stoye: „Was wir von unserem Vater gelernt haben? Ein Autohaus zu leiten, bedeutet große Verantwortung und viel Arbeit. Unser Vater hat es vorgelebt. Als Kinder haben wir ihn kaum daheim gesehen – er war von früh bis spät im Betrieb. Gerade die 1990er Jahren waren eine enorme Herausforderung.“
Nachdem 1990 die Trabant-Werkstatt in ein Autohaus mit Verkauf und Werkstattservice für die Marken Volkswagen und Audi umgewandelt wurde, ging es Schlag auf Schlag: 1991 Neubau der Ausstellungshalle, 1992 Errichtung des Teilelager, 1993 Eröffnung des Audi Showrooms. Fast jedes Jahr gab es ein Highlight. „Doch in manchen Jahren waren auch schwere Entscheidungen zu treffen,“ weiß Jens Stoye. „Früher hatten wir auch Audi als Marke. Diese im Rahmen einer von Audi angestoßenen Umstrukturierung in der Region aufzugeben, das ist uns sehr schwergefallen. Aber nachdem wir den Trennungsschmerz überwunden hatten, konnten wir 100 Prozent Volkswagen leben.“
Wie konsequent Volkswagen im Autohaus Stoye gelebt wird, das beweisen die jüngsten Projekte, etwa beim Thema Nachhaltigkeit: Seit 2011 erzeugt ein energieeffizientes Blockheizkraftwerk Strom für das Autohaus, seit 2013 liefert eine eigene Photovoltaikanlage zusätzliche Energie und eine E-Tankstelle ermöglicht das Laden von Elektrofahrzeugen wie e-up!, e-Golf und demnächst auch den ID.3. Jens Stoye: „Der ganzen Mannschaft in unserem Autohaus ist bewusst, das mit der Elektrifizierung das nächste Kapitel der E-Mobilität aufgeschlagen wird. Und auch in dieser neuen Ära der Mobilität wird sich eines ganz sicher beweisen: Ein Autohaus immer nur so gut ist wie seine Mitarbeiter. Diese sind das wichtigste Kapital!“
Mit Herz und Mut - Autohaus Kittel (Weißenfels, Sachsen)
Ein Frühstart – mit langfristigem Erfolg! Gerade einmal 29 Jahre alt war Andreas Kittel zum Zeitpunkt der Gründung seines Volkswagen Autohauses am 1. Oktober 1990 in Weißenfels, 50 Kilometer südwestlich von Leipzig. „Es war schon ein besonderes Gefühl, der jüngste Volkswagen Vertragshändler zu diesem Zeitpunkt zu sein und das Autohaus nur zwei Tage bevor die Deutsche Einheit offiziell besiegelt wurde, zu eröffnen“, erinnert sich Kittel. „Aber noch wichtiger war es, dass es sich richtig anfühlte, genau diesen Schritt in die Selbständigkeit zu gehen.“
Wer Andreas Kittel auch nur etwas kennt, der weiß: Zu ihm passt die Entscheidung, ein eigenes Autohaus zu gründen ganz genau. Schon als Jugendlicher waren Autos genau seine Sache – entgegen aller Widerstände. „Sehr zur Enttäuschung meines Vaters. Der war Arzt und er wollte unbedingt, dass auch ich Medizin studiere“, erklärt Andreas Kittel. „Selbst einen Studienplatz hat er mir besorgt. Doch mich haben Pferdestärken gereizt.“
Entgegen des elterlichen Wunsches begann Andreas Kittel in der Produktionsgenossenschaft des Kfz-Handwerks (PGH) in Weißenfels seine Berufsausbildung. „Der Chef dort schickte mich dann zum Kraftfahrzeugtechnik-Studium nach Zwickau, das war 1981.“ 1985 kehrte Andreas Kittel wieder zur PGH in seine Heimatstadt zurück, dort arbeitete man vor allem an russischen Moskwitsch und Wolga, ŠKODA aus der damailigen ČSSR sowie den heimischen Trabant aus Zwickau und Robur-Lastern aus Zittau. 1987 stieg er im Betrieb zum technischen Leiter auf. Und dann kam die Wende – und mit ihr sowohl Freude als auch Sorgen.
Dass heute das Autohaus Kittel (Foto 1) so gut dasteht, liegt am Mut zum Risiko des Gründers Andreas Kittel (Foto 2): Mit 29 Jahren war er damals des jüngste Volkswagen Vertragshändler Deutschlands. Spannend für ihn und sein Team waren besonders die Neubauten der Autohausgebäude Mitte der 1990er Jahre (Foto 3 und Foto 4).
Drei Tage nicht geschlafen
„Mit der Währungsunion war über Nacht keine Arbeit mehr da“, erinnert sich Andreas Kittel an den Juli 1990. „Die Menschen haben Ihre Fahrzeuge nicht mehr zur Reparatur gebracht und uns war klar: Bald können wir die Türen hier zuschließen.“ In der Folgezeit fiel die Entscheidung, sich selbständig zu machen. „Ich musste mich zwischen Renault und Volkswagen entscheiden – und ich habe drei Tage nicht geschlafen, ehe ich mich für die richtige Marke entschieden habe. Für Volkswagen.“
Der Betrieb startete mit sechs Mitarbeitern, die Andreas Kittel von der PGH kannte. Eine motivierte Mannschaft – und trotz der Konkurrenz durch einen weiteren Volkswagen Händler im Ort mit nur 30.000 Einwohnern sicherten Andreas Kittels strategische Entscheidungen den langfristigen Erfolg. Im Jahr 2001 verkaufte der Volkswagen Mitwettbewerber ihm sein Autohaus.
„Wir sind stolz darauf, heute der größte Volkswagen, Audi und seit 2015 auch ŠKODA Partner im Landkreis zu sein“, sagt Andreas Kittel. In Zahlen: Auto Kittel hat 2019 zirka 110 Mitarbeiter, inklusive Auszubildenden, verteilt auf drei Standorte. Gibt es ein Geheimnis für Erfolg? „Zum einen sollte der Mensch das machen, was ihm das Herz sagt. Und für mich und meine Mannschaft gilt: Es ist immer unser Anspruch, die Kunden in höchstem Maße zufrieden zu stellen. Unsere Kunden können sich darauf verlassen, sowohl im Verkauf, als auch im Service 100 Prozent Leistung zu erhalten. Wir sind Profis – und das seit bald 30 Jahren.“
Bekannt weit über Elbflorenz hinaus – Autohaus Jörg Pattusch (Dresden, Sachsen)
Das Leben schreibt ja bekanntlich die besten Geschichten – so auch die Erfolgsgeschichte eines Visionärs und seiner Garage. Am 2. Januar 1969 legte Jörg Pattusch den Grundstein für eines der größten und namhaftesten Autohäuser in Dresden und Umgebung: das Autohaus Pattusch.
In der damaligen DDR war das junge Unternehmen eine Besonderheit. Statt als Trabant- oder Wartburg-Werkstatt spezialisierte sich Pattusch von Anfang an auf Volkswagen und war somit „SERVICEPARTNER DER VOLKSWAGEN AG“. Was groß klang, war natürlich Anfang der 1970er Jahre noch sehr klein: Mit einfachsten Mitteln und besonders viel Improvisationstalent mussten die Fahrzeuge der bereits 3.000 Kunden am Laufen gehalten werden. Ersatzteile für Volkswagen gab es zu DDR-Zeiten nur auf staatliche Zuteilung. Sie wurden auf Vorrat gekauft.
Jörg Pattusch war aber nicht nur Werkstattbesitzer und Geschäftsmann. In erster Linie war er Rallyefahrer und begeisterter Automobilist. 1980 gewann er sogar die DDR-Rallyemeisterschaft in seinem blau-gelben Rennkäfer. Doch anstatt ihn und seine fahrerische Leistung zu feiern, hatte der Sieg politische Konsequenzen: Der im „kapitalistischen Westen“ gebaute Volkswagen Käfer durfte nicht über den Sozialismus in der DDR siegen und bekam nach dem Gewinn der Meisterschaft nie wieder eine Starterlaubnis.
Die Autowerkstatt dieses Mannes war schon zu DDR exotisch (Foto 1). Jörg Pattusch, vor seinem Betrieb bei Dresden: offizieller „SERVICEPARTNER DER VOLKSWAGEN AG“ (Foto 2) . Pattusch war nicht nur Werkstattbesitzer, in erster Linie war er Rallyefahrer und trat mit einem Rennkäfer (Foto 3) an. In den Jahren nach der Wende wuchs der Betrieb stetig, neue Autohäuser wurden gebaut (Foto 4, 1998 zur Markteinführung des Golf 3) und heute arbeiten 190 Mitarbeiter in und um Dresden für das Autohaus Pattusch (Foto 5).
Politische Stolpersteine
Bis kurz vor der Wende wuchs der Werkstattbetrieb auf zehn Mitarbeiter an. Mehr durften nicht eingestellt werden, sonst wäre das Unternehmen verstaatlicht worden. Jörg Pattusch erlangte mit seinem Unternehmen schnell an Bekanntheit – auch weit über Elbflorenz hinaus.
Nach dem Mauerfall waren die staatlichen Einschränkungen vom Tisch und Pattusch nicht mehr zu stoppen. Da für ihn natürlich nur eine Fahrzeugmarke in Frage kam, begründete er 1991 eine neue Ära mit dem Abschluss der Volkswagen- und Audi-Händlerverträge. Und wenn in der Zeit eine Lieferung mit neuen Volkswagen zum Autohaus kam, standen schon Kunden an und warteten gespannt. Schließlich ging es Schlag auf Schlag und noch bevor die Fahrzeuge abgeladen wurden, waren sie bereits verkauft.
Die gute Geschäftsentwicklung durch die hohe Akzeptanz am Dresdner Markt hatte die ständige bauliche und personelle Vergrößerung des Betriebes zur Folge. „Es ging vorwärts“, erinnern sich noch viele Mitarbeiter. „Es war eine Zeit voller Emotionen, Energie und Aufbruchsstimmung.“ Die beiden Highlights in den Folgejahren waren sicher die Eröffnung eines neuen Volkswagen Gebäudes 1999 und im April 2013 die Eröffnung des Audi Terminals, einem der größten in der Region.
„Seit der Gründung des Unternehmens 1969 sind Innovation, Qualität und Engagement aber auch die individuellen Kundenanforderungen wichtige Faktoren, aus denen unsere Erfolgsgeschichte resultiert – und die auch heute noch unserer Arbeit bestimmen“, analysiert der heutige Betriebsleiter Markus Richter. „Durch modernste Technologien, handwerkliches Können und hohe Dienstleistungsbereitschaft konnte sich unser Autohaus von einem Zwei-Mann-Betrieb zu einem Unternehmen mit nunmehr 190 Mitarbeitern entwickeln.“
Sechs Marken zeigen Stärke in der Region - Autohaus Fischer (Jena, Thüringen)
Der 14. November 1990 hat seinen festen Platz in Familienchronik der Fischers aus Jena: Es ist der Tag der Gründung ihres Autohauses im Norden der Stadt. Der Tag, an dem Rolf Fischer den Händlervertrag für Volkswagen und Audi unterschreibt. „Es war der Tag, an dem für meinen Vater Rolf ein großer Wunsch in Erfüllung gegangen ist. Der Wunsch, selbständig zu sein“, sagt Holger Fischer, Sohn des Firmengründers. „Sein Ziel war es, die Produktionsgenossenschaft, bei der er vorher als Mechaniker, dann Kfz-Meister und dann ab 1986 Vorsitzender war, in ein funktionierendes, zukunftfähiges Unternehmen zu überführen. Und dafür brauchte er einen Händlervertrag.“
Holger Fischer war damals knapp 20 Jahre alt und arbeitete an der Friedrich-Schiller- Universität Jena – und er entschied sich 1991, seinen Vater beim Aufbau des Geschäfts zu unterstützen. „Ein Familienbetrieb hat etliche Vorteile, die ein anderer Betrieb nicht hat – aber auch Verpflichtungen.“
Was kommt nach dem Fall der Mauer? Für Rolf Fischer war schnell klar: Er gründet ein Autohaus. 1990 unterschreibt er den Händlervertrag für Volkswagen und Audi. Die Anfänge waren bescheiden (Foto 1, 1990), aber das Engagement bei Fahrzeugausstellungen (Foto 2, Jena 1992) zahlte sich bald aus. Heute arbeiten beim Autohaus Fischer zirka 350 Mitarbeiter für sechs Konzernmarken (Foto 3).
Abenteuerliche Dynamik des Automarktes
Die Dynamik des Automarkts Anfang der 1990er-Jahre war stark. Anfangs standen vor dem Autohaus Trabant und Wartburg Stoßstange an Stoßstange – bald darauf sind es vor allem Volkswagen und Audi. „Der Bedarf war riesig, was sich auch dadurch erklärte, dass Menschen vor der Wende bis zu 18 Jahre (!) lang auf einen Trabant warten mussten“, erklärt Holger Fischer. „Ein Gebrauchtwagenmarkt war einfach nicht vorhanden. Das war schon abenteuerlich.“
Mit jedem verkauften Neu- und Gebrauchtwagen entwickelte sich auch das Autohaus Fischer weiter. Aus den zwei Konzernmarken Audi und Volkswagen wurden bald vier: 1995 folgt der Händlervertrag mit SEAT, 1997 folgte der Handelsvertrag für die Marke Volkswagen Nutzfahrzeuge. 1999 erfolgt dann die räumliche Trennung der Marken Volkswagen und Audi, dnach wurde das Volkswagen Gebäude erweitert und für die Marke Audi der sogenannte „Audi Hangar“ eröffnet.
Zusätzliche Fahrt nimmt die Erfolgsgeschichte in den 2000ern auf, mit dem Kauf eines weiteren Autohauses und 2002 mit der Eroberung eines neuen Geschäftsgebiets 17 Kilometer nordwestlich von Jena, in Apolda. „Dort gab es vor uns einen Volkswagen Partner, der aber in die Insolvenz gegangen ist. Und wir haben entschieden, diese Region nicht der Konkurrenz zu überlassen“, sagt Holger Fischer. Am Anfang war das ein steiniger Weg, aber der Erfolg gab der Mannschaft des Autohauses recht. „Wir haben einen breiten Zuspruch in der Region.“
Ab 2005 vertritt das Autohaus Fischer dann auch die fünfte große Konzernmarke: ŠKODA. Zuerst als Werkstatt, ab 2010 dann mit einem Händlervertrag. „Die Kombination von Volkswagen und ŠKODA ist eine wirklich sehr gute. Mit den beiden Marken kann man viele Bedürfnisse abdecken und in einer Region einen guten Marktanteil erreichen“, sagt Holger Fischer. Es war die richtige Entscheidung zum richtigen Moment, die dem Unternehmen weiteren Auftrieb verlieh. Mit den fünf Marken ist das Familienunternehmen gut aufgestellt: Neubauten und Umbauten in den Folgejahren machten den Erfolg auch nach außen sichtbar.
Zum 25-jährigen Jubiläum 2016 hatte die Unternehmensgruppe an drei Standorten rund 350 Mitarbeiter. 2019 kam dann die sechste Marke ins Portfolio: Im März unterschrieb die Geschäftsleitung den Händlervertrag mit der Sportwagenmarke CUPRA, ein Tochterunternehmen des spanischen Automobilherstellers SEAT.
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