Herr Ulbrich, was sind die Gründe für den momentanen E-Auto Boom?
„Die Menschen wollen das E-Auto. Die Nachfrage zeigt steil nach oben, im Oktober lag der Marktanteil reinelektrischer Fahrzeuge (BEV) in Deutschland bei mehr als 8 Prozent. Zusammen mit den Plug-in-Hybriden waren es sogar mehr als 17 Prozent. Zur Einordnung: Vor einem Jahr lagen wir noch bei zwei bis drei Prozent. Das ist gerade in der aktuellen Situation – Stichwort Covid 19 – eine sehr starke Entwicklung. Die Förderung spielt hier sicher eine Rolle, vor allem aber kommen jetzt attraktive Modelle wie der ID.3 und der ID.4 auf den Markt.“
Und das Laden…?
„… ist so einfach und komfortabel wie nie zuvor. Wer heute ein E-Auto kauft, findet ausreichend Lademöglichkeiten. Das Verhältnis von öffentlichen Ladepunkten zu E-Fahrzeugen liegt in Deutschland aktuell bei etwa 1:14 und damit genau im Zielbereich. An den Autobahnen gibt es inzwischen ein enges Netz von Schnellladestationen. Und Ladedienste wie We Charge machen auch den Ladevorgang an sich sehr einfach. Wer diese Angebote nutzt, der kommt mit dem E-Auto heute schon sehr gut durch den Alltag.“
Was passiert denn, wenn künftig immer mehr E-Autos auf die Straße kommen?
„Das wird eine gewaltige Herausforderung. Klar ist: Die Ladeinfrastruktur muss dem E-Auto-Boom standhalten. Das wird aber nur gelingen, wenn der Ausbau jetzt deutlich beschleunigt wird. Schon in diesem Jahr ist der E-Auto-Bestand doppelt so schnell gewachsen wie die Ladeinfrastruktur. Ein einfaches „Weiter so“ reicht also nicht. Im Jahr 2025 könnten drei bis vier Millionen E-Autos und Plug-in-Hybride auf deutschen Straßen unterwegs sein, dafür sind in Deutschland rund 300.000 öffentliche Ladepunkte notwendig. Wir brauchen in den nächsten fünf Jahren also eine Verzehnfachung der Ladeinfrastruktur.“
Was muss für einen schnelleren Ausbau passieren?
„Die Bundesregierung hat mit dem „Masterplan Ladeinfrastruktur“ schon viele wichtige Themen angepackt. Bei der Umsetzung sind alle in der Pflicht. Vor allem die Kommunen müssen aktiv werden und entsprechende Flächen vor Ort ausweisen. Leider fühlt sich in vielen Rathäusern niemand so recht zuständig. Im Prinzip brauchen wir in jeder Stadt einen E-Mobilitäts-Manager. Auch die Wirtschaft kann und muss mehr tun. Für den Handel und den Immobiliensektor bringt das Thema Laden große Chancen. Wer jetzt investiert, wird davon lange profitieren. Denn eines ist sicher: Die Zahl der Kunden, die eine Lademöglichkeit suchen, wird in den kommenden Jahren massiv steigen.“