„Wie kannst du frei denken, wenn du alles schon weißt?“ Mit fragender Geste springt Marco Pavone vom Skatebord. „Ich bin ein Car-Guy, aber ich lasse mich nicht von Autos inspirieren. Mehr vom Leben: Sport, Architektur, Landschaften, Shapes, wie dieses Skateboard hier, oder auch coolen Sneakers.“ Er lächelt und ergänzt mit Überzeugung: „Es ist intelligent, den Kopf frei zu halten für den Job.“ Genauso dynamisch wie beim Absprung schwingt sich der Leiter des Volkswagen Exterieur Designs wieder auf sein Skateboard, dreht ein paar Runden. Der Skatepark ist noch leer, die Sonne bahnt sich gerade erst ihren Weg, Marco ist bester Laune.
„Ich denke manchmal:
Wow, wir gestalten die Zukunft!“
Am Design eines neuen Modells arbeitet bei Volkswagen immer ein großes Team. So auch beim neuen Golf: Designer aus den unterschiedlichsten Disziplinen haben ihn mitgestaltet und ihre ganz individuellen Fähigkeiten, Erfahrungen, Leidenschaften in das Golf Design einfließen lassen. Wir haben jeweils zwei von ihnen einen Tag lang durch ihre persönlichen Lebenswelten begleitet: Was bewegt sie, was inspiriert sie, was treibt sie an? „People shaping the Golf“, Teil 2 – Koukou Nian und Marco Pavone unterwegs in Wolfsburg.
„Ich weiß nicht, wie er das macht, aber Marco ist immer so leidenschaftlich, immer fit und hat immer Energie. Das ist unglaublich“, sagt Koukou Nian mit einem herzlichen Lachen. Die Licht Designerin hat zusammen mit Marco im Exterieur-Designteam auch am neuen Golf gearbeitet. Für Marco ist der Job ein Kindheitstraum: „Ich denke manchmal: Wow, wir gestalten die Zukunft! Ich muss wach sein, auch als Inspiration für andere.“
Und das ist er – wie Koukou bestätigt. „Marco hat immer gute Ideen und hilft, die Dinge anders zu verstehen.“ Im Moment allerdings steht sie hier im Skatepark, mit ihrem Skateboard unter dem Arm, und erhofft sich von Marco vor allem ein paar Tricks und gute Moves. Denn dafür ist Koukou zu recht früher Stunde in den Wolfsburger Allerpark gekommen: um zu erleben, was ihren Kollegen denn außerhalb des Designstudios so inspiriert.
Koukou stand schon länger nicht mehr auf einem Brett und hat jetzt sichtlichen Spaß daran. Die beiden lachen, während sie auf ihren Skateboards einiges ausprobieren, ein gutes Team, auch hier. Und das spürt man: Die beiden kennen sich gut, schätzen sich sehr, harmonieren, haben einfach großen Spaß zusammen. Dieser Teamspirit zeichnet auch ihre Arbeit aus: „Das ist der Vorteil eines internationalen Teams: Jeder bringt etwas aus seiner Welt mit. Ich was von meiner chinesischen Kultur und Denkweise – und Marco dazu noch sein brasilianisches Temperament“, sagt Koukou und lächelt. Marco nickt: „Diese neue Art von Denken, wie Koukou sie hat, ist schon sehr inspirierend!“
Gemeinsam sind ihnen auch ihre besonderen Wege ins Volkswagen Design. Koukou Nian hat Germanistik studiert, arbeitete als Dolmetscherin bei Volkswagen in China und in diesem Job wurde ihr klar: „Design ist der coolste Job in der Autobranche. Die Design-Chefin hat mich beeindruckt: sehr leidenschaftlich, immer sehr stylish, kreativ. Ich wollte auch so einen leidenschaftlichen Job haben – und habe deshalb Transportation Design studiert.“ Seit 2017 ist Koukou beim Volkswagen Design. Zufrieden schaut sie hinüber zum limonengelben Golf, sie hat die Grafik seiner Projektionsleuchte gestaltet. „Ich wollte Designerin werden, weil ich eigene Arbeiten auf der Straße sehen will. Und das macht mich megastolz, wenn ich das Auto jetzt hier sehe!“
Die Design-Leidenschaft begleitet Marco Pavone bereits seit seiner Kindheit in São Paulo: Sein Bruder José Carlos und Marco skizzierten schon früh Autos. Später schrieb Marco Briefe an Volkswagen do Brasil, der Vater schickte die Skizzen an das Designstudio. „Wir bekamen sogar Antwort vom Chefdesigner! Die Anmerkungen haben wir umgesetzt, wieder zurückgeschickt, ein richtiger Austausch“, erinnert sich Marco. „So haben wir den Bezug zu Volkswagen seit Kindesbeinen an.“ Es folgte ein Praktikum, die Zwillinge studierten Design. Marco kam 2005 nach Deutschland, seit 2017 leitet er das Exterieur Design und konnte auch den neuen Golf gestalten. „Mein Bruder leitet jetzt übrigens das Designstudio von Volkswagen do Brasil – that’s life.“
Was für Marco der Sport, ist für Koukou das Zeichnen: Skizzen, Zeichnungen, Illustrationen. „Einfach in die Natur, beobachten, zeichnen. Dann arbeitet mein Kopf automatisch, nur anders, das Unterbewusstsein speichert es ab. Und wenn ich Inspiration brauche, ist es schon da.“ Koukou sitzt dafür gern draußen, am Wasser oder im Café. Auch gern in der Autostadt Wolfsburg, wo Koukou und Marco nach ihrer gemeinsamen Skate-Action inzwischen angekommen sind. Bei einem gemeinsamen Kaffee auf der Terrasse der Manufaktur „Brot“ zeichnet sie Marco in Windeseile, nach nur wenigen Strichen ist er bereits erkennbar.
"Ich mag schnelles Zeichnen, denn Menschen sind dynamisch, emotional. Es ist wichtig, die Seele zu zeichnen und festzuhalten“, sagt Koukou. „Das versuche ich auch beim Auto: Das hat auch Charakter, Haltung, Gestik.“ Marco stimmt ihr zu. „Jedes Auto hat ein Thema, eine eigene Signatur. Wie der Käfer, der Golf und letztlich auch der Mensch!“ Marco ist beeindruckt, erkennt sich in Koukous Zeichnung sofort wieder, blättert begeistert durch Koukous bunt gefülltes Skizzenbuch.
Der Exterieur Designer zeichnet mit seinen Händen Formen in die Luft. „Es sind die unverkennbaren Linien, das Hauptthema eines Fahrzeugs. Alles, was wir entwickeln, muss schon Charakter haben. Man sieht es und weiß: Ah, das ist ein Golf.“