Volkswagen Classic bei der „Creme 21"
Traumhafter Kindergeburtstag in Orange
Creme 21: Bunte Kultmobile unterwegs in Deutschland.
Bunte Kultmobile, kulturelle und sportliche Fragestellungen und der Geist der 1970er und 80er-Jahre. Das alles ist auf der „Creme 21 Youngtimer-Rallye" so angesagt, wie sonst das ganze Jahr über nicht. Über 450 Teilnehmer – Piloten und Copiloten – legen dabei eine Strecke von rund 1000 Kilometern zurück und müssen bei ihrer Zeitreise quer durch Deutschland außergewöhnliche, knifflige Aufgaben lösen. Das Team von Volkswagen Classic entsandte in diesem Jahr vier Kultmobile aus der eigenen Sammlung: Einen mittelblauen „Fridolin" aus dem Jahr 1969, einen weißen 1985er Scirocco, ein rotes Golf 1 Cabriolet (1986) und einen Polo II G40 mit dem Baujahr 1992. Ab dem Start in Bielefeld und über Stationen in Einbeck, Eisenach, am Schloss Moritzburg bei Dresden und Potsdam erreichte der Rallye-Tross am vergangenen Sonntag das Ziel in Berlin.

Berlin: Team Volkswagen Classic hat das Ziel komplett erreicht!

Die „Creme 21" war eine der großen Marken der deutschen Kosmetik-Industrie der 1970er Jahre. Passend zum farbenfrohen Jahrzehnt waren die Verpackungen, Tiegel und Tuben ganz in Orange gehalten. Beinahe jeder deutsche Haushalt hatte die Hautcreme in der runden orangeroten Dose im heimischen Badezimmer-Spiegelschrank. Zwischenzeitlich vom Markt verschwunden, kam die „Creme 21" im Jahr 2003 wieder und erinnert ihre heutigen Käufer an die Warenwelt ihrer Kindheit.
Polo G40 am Start zur Wertungsprüfung
Fünf Tage lang herrscht Ausnahmezustand auf der Kult-Rallye. Schließlich handelt es sich bei der „Creme" nicht um eine Gleichmäßigkeitsrallye, wie man sie von anderen Veranstaltungen her kennt. Hier kann das Lebensgefühl der Siebziger erfahren werden, ohne auf eine einzige Schlauchprüfung oder Lichtschranke, die die allerkleinste Zeitabweichung registriert, zu treffen. Die Wertungsprüfungen erinnern vielmehr an einen Kindergeburtstag für die Großen, die zwischen 1970 und 1989 die Kleinen waren. Im Mittelpunkt stehen Geschicklichkeitsspiele und anspruchsvolle Denkaufgaben: Torwandschießen, Boule spielen – natürlich mit dem Ziel möglichst 21 Zentimeter von der Zielfahne entfernt zu bleiben, diverse Schrauben und Creme 21-Tuben blind zusammenschrauben, Rätseln und Raten sind die Wertungsprüfungen der „Creme".

Bei dieser Rallye ist orange die Glücksfarbe!

Besonders berüchtigt ist „der tägliche Koffer". Jeden Tag ist die schuhkartongroße Kinderbox anders bestückt. Eine Minute darf man hineingucken und sollte sich so ziemlich alles merken. Wenig später – ein paar Kilometer weiter – muss dann eine Frage nach einem oder wenigen Details beantwortet werden. Der Haken: Häufig merkt man sich beinahe alles, aber eben genau nicht das wonach gefragt wird.
Team Fridolin grübelt über dem „täglichen Koffer".
Letztlich steht bei der „Creme" aber weniger das Spielen und mehr das Fahren auf verwunschenen Strecken im Vordergrund. Während im als „Erdbeerkörbchen" bekannten roten Golf 1 Cabriolet zwischen den Wertungsprüfungen entspanntes Sonne tanken angesagt ist, bietet der Polo II G40 mit seinen 83 kW / 113 PS jede Menge Schub. Da die Wolfsburger „Krawallbüchse" der 1990er Jahre leer nur 835 Kilogramm wiegt, ist jedoch besonders auf nasser Straße Feingefühl gefragt.

Wolfsburger Formation: Golf Cabrio, Scirocco und der Fridolin

Die bunte Mischung junger Klassikmobile hetzt aber nicht. Im Gegenteil – so stehen neben den Prüfungen auch kulturelle Highlights wie zum Beispiel die Besichtigung des PS.Speichers in Einbeck, des Museums der Eisenacher Motorenwerke am Fuße der Wartburg oder des Motorradmuseums im Jagdschloss Augustusburg auf dem Programm. Von Radebeul ging es über Potsdam nach Berlin. Dort wurde für die 2017er „Creme 21" nach einer Rundfahrt die Zielflagge geschwungen.
Fridolin vor königlicher Kulisse: Schloss Moritzburg bei Dresden.
Teilnahmeberechtigt sind Fahrzeuge, deren Baureihe in den 1970er und 80er Jahren produziert wurde und die im Originalzustand erhalten sind. Neben den „Autos aus der Kindheit steht das unbeschwerte Lebensgefühl von früher im Mittelpunkt der Rallye", erläutert Alexander Mrozek, einer der Organisatoren der Rallye. Schlaghosen, überdimensionierte Brillen und Discokugeln gehören laut Mrozek „ebenso dazu".

Sie kriegen noch die Kurve: Team Scirocco mit Sondermodell „White Cat".

Dieser ganz besondere „Spirit of Creme 21" begründete den Kultstatus, den sich diese Youngtimer-Veranstaltung inzwischen erarbeitet hat. Um die Jahrtausendwende stellten Oldenburger Youngtimer-Liebhaber fest, dass es für ihr Lebensgefühl rund um ihre automobilen Lieblinge kaum eine passende Veranstaltung gab. Das war der Zündfunke der „Creme 21". Inzwischen ist sie mit fast 500 Teilnehmern und 250 historischen Fahrzeugen aus Deutschland, Italien, Holland, Luxemburg, der Schweiz und Österreich eine der großen Veranstaltungen für Youngtimer-Fans.
Ausnahmsweise ohne Handy am Ohr: Organisator Alexander Mrozek
Zu gewinnen gab es bei der 16. Ausgabe der „Creme" wie gewohnt Devotionalien aus der Zeit der teilnehmenden Autos. Darunter ein orangenes Telefon mit Wählscheibe und eine Zwölf-Watt-Lampe aus den 80ern. Es kommt also nicht auf die zu gewinnenden Preise an: „Die Creme 21 bedeutet fünf Tage lang Youngtimer fahren und Spaß pur", freut sich Alexander Mrozek. „Die restlichen 360 Tage des Jahres sind reines Warten auf den Termin im nächsten Jahr", ergänzt Mrozek für das Team der Organisatoren mit einem Augenzwinkern – frei nach Steve McQueen in seinem berühmten Motorsportfilm „Le Mans".