Frau Tröndle, zuallererst: Ist die Bezeichnung Transfrau angemessen?
Ja, das trifft es eigentlich am besten, so würde ich mich auch bezeichnen, besonders, wenn ich über die Thematik spreche. Die Spanne der Transpersonen mit unterschiedlichen Befindlichkeiten ist aber sehr groß. Wie jemand genannt werden möchte, ist sehr individuell.
Erzählen Sie doch bitte von Ihrem Weg. Wann kam der Gedanke auf, nicht mehr als Cis-Mann (Ein Cis-Mann ist eine Person, bei der sowohl das biologische Geschlecht als auch die Geschlechtsidentität männlich ist) leben zu wollen?
Ich bin mit meiner männlichen Identität viele Jahre ganz gut zu Recht gekommen. Der Wunsch, dem anderen Geschlecht anzugehören – oder das Gefühl, im falschen Geschlecht zur Welt gekommen zu sein, war in meiner Jugend nicht so stark – aber er war da. Ich wäre lieber ein Mädchen gewesen. Aber es war nun mal so, dass ich ein Junge war. Über die ganzen Jahre zog sich aber der Drang, irgendwie Weiblichkeit zu leben, mich zum Beispiel weiblich zu kleiden. Damals habe ich das auch als plemplem angesehen, was dann immer wieder zu starken inneren Spannungen geführt hat. Man muss sehen, das waren andere Zeiten, es gab noch kein Internet. Allein der Begriff Transsexualität war nicht so bekannt.
Wann wurde der Tatendrang konkreter?
Relativ spät. 2007, als ich zum Fahrwerk gewechselt bin, ist mir langsam bewusst geworden, was mit mir los ist. Über das Internet hatte ich auch schon ein paar Kontakte, interessanterweise sogar einen hier im Werk. Mit ihr bin ich auch die ersten Male als Frau in Lokalen unterwegs gewesen, das war toll. So fühlte es sich richtig an.
Ein großer Schritt …
Ich hatte ehrlich gesagt auch meine Zweifel. Ich wollte den Umstand einer Transition nicht auf mich nehmen, das passte nicht zu meiner Lebensplanung. Ich habe mich anderweitig abgelenkt, mehr Sport gemacht, und andere Sachen, um den Wunsch zu unterdrücken. Ich habe mir das damals einfach nicht zugetraut. 2007 war das Transsexuellengesetz auch noch ein anderes. Das Unterdrücken ging eine Weile gut, aber irgendwann funktionierte das nicht mehr. Das war so 2016. 2017 kam das Thema auch konkret Zuhause zur Sprache, bei meiner Familie. Der Geist war aus der Flasche und ließ sich nicht mehr einfangen (lacht). Zuhause war ich ab da dann schon eine Frau. Es ging dann einfach nicht mehr anders und man will auch nicht mehr anders.