Seit nunmehr drei Jahrzehnten prägt Klaus Bischoff das Design von Volkswagen. 1989 startete der gebürtige Hamburger als Interieur- und Exterieurdesigner in Wolfsburg. Seitdem hat er unter anderem das Design von vier Baureihen Golf und Passat, die SUV-Modelle Touareg, Tiguan und T-Roc, den Kleinwagen up! und die Premium-Limousine Arteon verantwortet. Doch nichts war für den 57-Jährigen so herausfordernd wie die Arbeit an den Fahrzeugen der kommenden ID. Familie. Hier erklärt Bischoff, der seit 2007 das weltweite Design der Marke Volkswagen mit mehr als 400 Mitarbeitern leitet, welche neuen Chancen und Freiräume die E-Ära für das Autodesign bietet.
Herr Bischoff, durch die Elektromobilität ändert sich auch die Arbeit von Autodesignern grundlegend. Was ist besonders neu für Sie?
Eigentlich ändert sich fast alles. Die Karten werden gerade neu gemischt – vom Handwerkszeug bis tief ins Produkt hinein. Es beginnt damit, dass ein Element, das von Beginn an die Gesetze des Autodesigns dominiert hat – der Verbrennungsmotor –, aus der Gleichung genommen wird. Dadurch entsteht ein neues Territorium, eine neue Freiheit, die es jetzt zu nutzen gilt. Für einen Autodesigner gibt es nichts Aufregenderes.
Ein E-Auto hat keinen großen Motor mehr, dafür eine große Batterie an zentraler Stelle im Fahrzeugboden. Was bedeutet das fürs Design?
Bislang wurde rund ein Drittel des Fahrzeugkörpers vom Motor eingenommen – daher die klassische Motorhaube mit Kühlergrill. Dahinter kamen Insassen und Kofferraum: ein Layout, das wir über Dekaden weiterentwickelt haben. Jetzt entsteht in einem Drittel des Fahrzeugs ein Vakuum, das es auszufüllen gilt. Darüber hinaus hat das Fahrzeug ein anderes Fundament, auch das verändert vieles, zum Beispiel sitzt man im E-Auto höher. All das erhöht aber unterm Strich unseren Freiheitsgrad beträchtlich. Auf der Bodenplatte, in welche die Batterie eingelassen ist, können wir relativ frei Insassen anordnen und das Kleid drumherum maßschneidern. Das ermöglicht völlig neue Produktcharaktere.