Hand aufs Herz: Wie tief war das Loch, in das ihr gefallen seid, als ihr Mitte April von der Olympia-Absage erfahren habt?
Hering-Pradler: Wenn ich ehrlich bin, hielt sich die Enttäuschung bei mir in Grenzen. Zumal uns die Nachricht, dass Olympia verschoben wird, auch nicht mehr überrascht hat. Das hatte sich ja schließlich in den Tagen zuvor bereits angedeutet. An dem Tag, als es dann offiziell wurde, stand für mich und meine Trainingsgruppe längst fest: Wir machen weiter – und geben Gas für Olympia 2021.
Dabei hattest du für die kommenden Monate eigentlich andere Pläne…
Hering-Pradler: In der Tat. Eigentlich hatten mein Mann und ich geplant, dass wir uns nach den Olympischen Spielen um die Familienplanung kümmern. Das muss jetzt halt noch ein Jahr warten, aufgeschoben ist in diesem Falle ja nicht aufgehoben. Anfang Oktober beginnt bei uns bereits die Vorbereitung auf die kommende Olympia-Saison. Mein Ziel ist nach wie vor klar: Ich möchte mit einer Medaille aus Tokio zurückkommen.
Im Gegensatz zu Sabrina, die sich für die Olympischen Spiele in diesem Jahr erst noch hätte qualifizieren müssen, hattest du, Giovanna, dein Olympia-Ticket bereits in der Tasche. Hat dich die Absage deshalb doppelt schwer getroffen?
Scoccimarro: Im ersten Moment ist schon eine kleine Welt für mich zusammengebrochen. Ich hatte so hart für meine erste Olympia-Teilnahme gekämpft und mich so darauf gefreut – und dann kommt ein Virus und macht einem einen Strich durch die Rechnung. Das war ganz schön deprimierend. Immerhin: Bei uns Judoka heißt es, dass diejenigen, die für dieses Jahr qualifiziert waren, für das nächste Jahr qualifiziert bleiben. Um es also mit Sabrinas Worten zu sagen: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.