Weltpremiere des ID. R Pikes Peak: Ein elektrisch angetriebener Supersportwagen
Nächster Schritt auf Weg zum Gipfel
Erwartungsfreude und Spannung sind deutlich spürbar bei der Mannschaft, die mit der Vorbereitung der Veranstaltung betraut ist. Würden Niklas Birr und Christian Hakelberg rechtzeitig die Rennstrecke im südfranzösischen Alès erreichen? Die beiden Mechaniker von Volkswagen Motorsport haben den ID. R Pikes Peak im Anhänger, den ersten rein elektrisch angetriebenen Rennwagen der Marke. Und den müssen sie unbedingt pünktlich zur Weltpremiere abliefern. Rund 1.300 Kilometer Strecke ab Hannover, der Heimat von Volkswagen Motorsport, haben Birr und Hakelberg zu bewältigen. Mit allen Unabwägbarkeiten des Straßenverkehrs.
Sie schaffen es tatsächlich, sogar noch vor dem anvisierten Termin den Pôle Mécanique zu erreichen, wie die Piste vor den Toren von Alès offiziell heißt. So bleibt den Messebauern, den Beleuchtern und den Tontechnikern wertvolle zusätzliche Zeit, um die mit Spannung erwartete Präsentation vorzubereiten. Was auf der anderen Seite aber auch bedeutet, dass der ID. R Pikes Peak länger vor neugierigen Augen geschützt werden muss. Doch Birr, Hakelberg und den Kollegen von Volkswagen Motorsport gelingt das Kunststück, den brandneuen Supersportwagen unbemerkt von den zahlreichen Besuchern des sonntäglichen Rennstreckenbetriebs in Box Nummer 19 abzuladen.
In aller Ruhe bauen die Mechaniker anschließend die zum Transport demontierten Front- und Heckflügel an, die Beleuchter richten die Lampen neu auf die mattschwarze Kohlefaser-Karosserie aus und die Protagonisten der vorgesehenen Pressekonferenz haben Zeit für eine Generalprobe im fix und fertig präparierten Umfeld.
Als die Journalisten aus 14 Ländern schließlich eintreffen, ist nichts mehr zu spüren vom Zeitdruck der vorangegangenen Stunden. Pünktlich begrüßen Florian Urbitsch, der Leiter Produktkommunikation Marke Volkswagen, und Moderatorin Maren Braun die anwesenden Gäste. Weltweit verfolgen Zuschauer das mit Spannung erwartete Event per Internet-Livestreams, der über einen vor der Box geparkten Satellitenübertragungswagen auf Sendung geht.
Nur Minuten später ziehen Sven Smeets, Direktor Volkswagen Motorsport, und François-Xavier Demaison, Technischer Direktor Volkswagen Motorsport, vor laufenden Kameras das Tuch vom ID. R Pikes Peak. „Ich bin selbst ein wenig sprachlos“, so Smeets. „Mit Sponsorenaufklebern habe ich den ID. R Pikes Peak noch nicht gesehen.“
Auch die Journalisten sind sichtlich beeindruckt. Was sie bisher nur als Computer-Animation zu sehen bekommen haben, steht nun in Realität vor ihnen. Noch fehlt der Lack auf der Kohlefaser-Karosserie des ID. R Pikes Peak. Immerhin, weiße Klebestreifen deuten bereits das „Gesicht“ der ID. Familie an, mit der Volkswagen ab 2020 eine komplette Baureihe rein elektrisch angetriebener Serienfahrzeuge auf den Markt bringen wird. „Mit dem ID. R Pikes Peak wollen wir zeigen, dass Elektromobilität nicht nur umweltfreundlich, sondern auch emotional, dynamisch und vom Design her hochspannend ist“, betont Urbitsch zum Auftakt der Pressekonferenz.
Schon im vorübergehenden Tiefschwarz ist dem ID. R Pikes Peak anzusehen, dass es Volkswagen ernst meint mit dem Angriff auf die Rekordzeit für Elektrofahrzeuge beim berühmtesten Bergrennen der Welt. „Bis zum Start haben wir noch 63 Tage. An denen werden wir mehr oder weniger rund um die Uhr arbeiten“, sagt Demaison mit Blick auf den 24. Juni, wenn in der Nähe von Colorado Springs Porsche Werkspilot Romain Dumas nur eine einzige Chance haben wird, die Bestzeit für die 19,9 Kilometer lange Strecke auf den 4.302 Meter hohen Pikes Peak hinauf zu unterbieten.
Dumas wird dann außerdem die Aufgabe haben, eine seit 1987 offene Rechnung zu begleichen. Damals trat Volkswagen zum bislang letzten Mal am Pikes Peak an. Jochi Kleint fuhr einen Golf mit zwei Motoren, fiel aber kurz vor dem Ziel wegen eines Defekts aus. Der Hamburger ist ebenfalls Gast der Weltpremiere, zusammen mit seinem inzwischen restaurierten Bi-Motor-Golf von 1987.
Im Anschluss an die Präsentation stellen sich Smeets und Demaison den Fragen der Journalisten, unter ihnen auch Sidney Hoffmann, Kult-Moderator der TV-Sendung „Die PS-Profis – Mehr Power aus dem Pott“.
Nachdem in den vergangenen Monaten vor allem die Ingenieure von Volkswagen Motorsport unter Zeitdruck standen, werden die kommenden Wochen auch für Romain Dumas stressig, den Fahrer des ID. R Pikes Peak. „Wir testen jetzt zwei Wochen in Europa“, erläutert Smeets. „Dann wird der ID. R Pikes Peak nach Amerika geflogen, wo die Testarbeit weitergeht.“
Die Messlatte für Dumas für den 24. Juni liegt bei 8.57,118 Minuten – dem aktuellen Streckenrekord für Elektrofahrzeuge. „Die Entwicklungszeit für den ID. R Pikes Peak war mit acht Monaten extrem kurz“, sagt Volkswagen Motorsport-Direktor Sven Smeets. „Den ersten großen Schritt haben wir mit der heutigen Präsentation getan. Aber bis zum Rennen ist es noch ein langer Weg.“