Hinter uns schwebt eine Staubwolke empor, während der froschgrüne Strandbuggy den nächsten Hügel erklimmt. Mehr Staub wirbelt auf, in der Kurve heben zwei Räder vom Wüstenboden ab, fast fallen wir um. Mike lacht schallend, gibt noch einmal richtig Gas, der Motor heult auf, dann landen wir wieder auf allen Vieren und schießen nach oben. Von dort hat Mike Dario, Chef des Manx Clubs, eine gute Sicht auf das Hungry Valley, einen Outdoor-Driving-Park eine gute Stunde nördlich von Los Angeles, Kalifornien. Die Luft flirrt in der Hitze, meterhoch ragen die weißen Blüten der Agaven in den Himmel. Irgendwo seien Klapperschlangen, heißt es.
Kleines Auto, große Freiheit
Cool, klein, knuffig: Der Dune Buggy begeistert noch immer. Doch was macht dieses ganz spezielle Buggy-Feeling aus?
Wind im Gesicht
„Ich liebe das“, sagt Mike und blickt lächelnd in die braungrüne Landschaft. „Dieses Gefühl der Freiheit, die frische Luft, der Wind in meinem Gesicht. Und egal wie hart der Tag war, egal, wie gestresst du bist, zehn Minuten im Buggy und du fühlst dich wieder gut. Fahrtherapie sozusagen.“ Und es stimmt. Man kann nur unter allergrößter Anstrengung in einem Dune Buggy durch die Gegend brummen und dabei nicht strahlen wie ein Kind im Süßigkeitenladen. Dafür macht es zu viel Freude: die direkte Beschleunigung, das Gefühl, auf Tuchfühlung mit der Natur zu sein, das Ruckeln und Rutschen in den Kurven. Und naja, man muss es sagen: Die Buggys sehen auch einfach aus wie bonbonbunte Spielzeugautos, die ein netter Hippie entworfen hat, dem es in erster Linie um Fahrspaß ging.
Bruce Meyers – der Vater des Dune Buggy
Was genau der Fall ist. Es war der Hippie, Surfer und Tüftler Bruce Meyers, der damals, 1963, in Kalifornien den allerersten Strandbuggy zusammenbaute. „Bruce ist der Vater des Dune Buggys“, sagt Mike Dario. „Ohne ihn hätte es ihn nicht gegeben.“ Er schnappte sich einen Volkswagen Käfer, montierte die Originalkarosserie ab, eine Eigenkreation aus glasfaserverstärktem Kunststoff auf, nahm noch ein paar weitere Modifikationen vor, wie etwa das Tunen des Vierzylinder-Boxermotors – und fertig war der erste Dune Buggy, den er „Meyers Manx“ taufte. Türen, Dach, Fensterscheiben – brauchte man alles nicht, dafür aber einen Überrollbügel. Für den Fall der Fälle.
Der Buggy wird elektrisch
Der Buggy, das Käferlein, speckte also ab, wurde dadurch schneller und wilder, offener für Wind und Wetter. Das kam gut an. Bis in die 80er-Jahre entstanden weltweit rund 250.000 individuelle Fahrzeuge auf Käfer Basis in Kleinserien und Unikaten: Vom Käfer-Cabriolet über Sonder- und Spezialkarosserien von Firmen wie Hebmüller und Rometsch und eben dem berühmten, komplett offenen Meyers-Manx-Buggy. Bruce Meyers startete damals nicht nur einen Trend, der bis heute anhält, sondern auch eine Firma, die Strandbuggy-Bausätze für den kleinen Geldbeutel vertrieb. Nach zwischenzeitlichen Problemen existiert die Firma Meyers Manx nun wieder.
Und mit dem ID. BUGGY hat Volkswagen jetzt etwas ganz Neues vorgestellt – einen elektrisch angetrieben Buggy, der für Strand und Stadt gleichermaßen viel Fahrspaß verspricht. „Das puristische Design des ID. BUGGY ist die moderne, retrofreie Interpretation einer Ikone. Unverkennbar ein Buggy. Und doch komplett neu gedacht“, sagt Volkswagen Chefdesigner Klaus Bischoff. Der Innenraum des ID. BUGGY ist unverwüstlich und minimalistisch konzipiert, bewusst wurde auch hier auf ein festes Dach und Türen verzichtet.
Die moderne Interpretation knüpft damit an das Kultkonzept der kalifornischen Dune Buggys der 1960er-Jahre an – und hat auch schon den Publikumspreis beim Concourse d’Elegance Chantilly für sein gelungenes Design gewonnen.
„Die Leute lächeln dich an“
In der kalifornischen Wüste tätschelt Mike den froschgrünen Buggy, der seiner Frau Lori Ann gehört. Sie ist mindestens genauso von Strandbuggys begeistert wie er. „Den hat sie bekommen, weil sie ständig mit meinem fahren wollte – wir fahren eben beide gerne! Mittlerweile haben wir drei Buggys in der Garage stehen, und einen im Garten, an dem ich noch herumschraube.“ Das Werkeln gehört für Mike mit zum Hobby. So viel Aufwand sei es ja nicht – und man lerne unglaublich viel dabei, sagt er. Früher fuhr Mike auch Motorrad, aber da hätte er im Verkehr oft Angst gehabt, von anderen Fahrern übersehen zu werden –was schnell tödlich enden kann. „In einem Dune Buggy sieht dich jeder. Die Leute freuen sich, Kinder staunen, man lächelt und winkt, und sie lächeln und winken zurück.“
Bestzeit für den Dune Buggy
Die ersten Buggys basierten alle auf Volkswagen Käfern. Doch warum eigentlich? Mike Dario erklärt: Der Volkswagen Käfer sei günstig gewesen, leicht verfügbar, habe ein schlichtes und daher einfach umzubauendes Design, sei einfach zu handhaben und mit hoher Radaufhängung, praktischer Luftkühlung und einem Heckmotor auch vom Schwerpunkt her prima geeignet für das Offroad-Fahren in der Wüste und am Strand. Damals gängige 4x4-Fahrzeuge waren oft zu schwer dafür. Der leichte Buggy knackte dann auch prompt Rekorde wie etwa 1967 das Baja 1000, bei dem zwischen 1000 und 1300 Meilen quer durch die mexikanische Wüste gefahren werden. Bruce Meyers unterbot den damals von einem Motorrad aufgestellten Rekord mit seinem „Old Red“ um mehr als fünf Stunden.
Wenn der Motor leise summt
Was Mike vom ID. BUGGY hält? „Ein elektrisch angetriebener Buggy? Ich mag die Idee, diesen neuen Ansatz. Und wenn man dann draußen in der Natur unterwegs ist und der E-Motor nur leise summt, das ist bestimmt auch toll!“ Mike selbst kam über seinen Vater zum Buggy-Hobby: „Das fing an, als ich ein Kind war. Mein Vater brachte einen Volkswagen Käfer nach Hause, montierte die Karosserie ab und legte sie in den Garten. Ich hab darin ‚Autofahren‘ gespielt und zugesehen, wie er einen Dune Buggy gebaut hat. Ich bin damit aufgewachsen. Es war toll, damit zusammen in die Wüste oder in die Sanddünen am Strand zu fahren.“
„Wenn es um die Buggys geht, geht es nur um die Buggys“
„Jeder Dune Buggy ist individuell, es gibt keine zwei, die genau gleich sind“, sagt er. Daher existieren sie in zahlreichen Farben und Formen. Noch immer bauen die meisten Buggy-Liebhaber ihr Fahrzeug liebevoll selbst zusammen. „Manche sind handwerklich geschickter, die machen alles selbst, andere suchen sich Hilfe oder kaufen sich teilweise schon gebaute Buggys. Das ist alles okay. Es ist auch egal, wieviel Geld man hat oder was man arbeitet. Wenn es um die Buggys geht, geht es nur um die Buggys“, sagt Mike. Der Manx Club ist einer von zahlreichen Dune-Buggy-Clubs, aber der wichtigste und größte. Bruce Meyers hat ihn persönlich gegründet. Mehr als 5.400 Mitglieder hat der Club mittlerweile auf der ganzen Welt, man trifft sich auf Events zum Fachsimpeln, Freunde treffen und natürlich Fahren –auch mal lange Strecken quer durch die Vereinigten Staaten bis in den Staat New York. „Der Weg ist das Ziel“, sagt Mike, als er wieder in den Buggy klettert. Und fügt hinzu: „Zusammen macht es einfach mehr Spaß.“