Frau Werner, was haben Sie und der Vorstand für die Aufklärung getan?
Ich kann die Reaktion der Öffentlichkeit auf das Kurzvideo gut verstehen. Nach Abschluss der Untersuchung durch die Konzernrevision sind insbesondere fehlende Sensibilität für ethische und kulturelle Aspekte bei den Beteiligten sowie Unzulänglichkeiten in den internen und externen Prozessen als Ursachen identifiziert worden.
Ich habe mich zusammen mit dem gesamten Vorstand dafür eingesetzt, möglichst schnell und umfassend aufzuklären, wie es zu diesem Fehler und zum Versagen der Kontrollprozesse kommen konnte. Auch im Namen des Vorstands möchte ich in aller Form dafür um Entschuldigung bitten, dass wir durch mangelnde interkulturelle Sensibilität Menschen verletzt haben. Hier wurde gegen Werte verstoßen, für die Volkswagen steht.
Wofür steht Volkswagen denn?
Volkswagen steht für Menschlichkeit, Vielfalt und Toleranz. Das Unternehmen und die gesamte Belegschaft machen sich gegen Rassismus und Diskriminierung stark.
Wenn Sie sagen, die Mitarbeiter*innen machen sich stark gegen Rassismus, was bedeutet das konkret?
Unsere Mitarbeiter*innen verlangen eine lückenlose Aufklärung. Im Volkswagen-Mitarbeiterportal gibt es viele Kommentare, die die Empörung über diese Kampagne zum Ausdruck bringen. Viele äußern hier sehr deutlich ihre Meinung und fordern Veränderungen. Das zeigt mir aber auch, dass Volkswagen sich inmitten eines Kulturwandels befindet.
Was hat der Revisionsbericht ergeben?
Sämtliche Prozesse und Entscheidungen rund um das Video wurden betrachtet und analysiert. Das Wichtigste zuerst: Es gibt nach den Untersuchungen der Revision keine Erkenntnisse, dass hier in irgendeiner Form rassistische Motive eine Rolle gespielt haben. Dennoch ist das Video entstanden. Es wurden viele Gespräche mit Mitarbeiter*innen aus den Bereichen Marketing, Beschaffung und der Rechtsabteilung sowie mit den beteiligten externen Agenturen geführt. Und zusätzlich 400 Dateien mit über 16,5 GB Datenvolumen ausgewertet. Die Ursache ist mangelnde Sensibilität sowohl bei Volkswagen als auch auf Agenturseite und Fehler in der Prozesskette.
Können Sie das konkretisieren?
Zu den prozessualen Fehlern gehörte, dass an einigen Stellen nach den ersten warnenden Hinweisen aus den sozialen Medien nicht angemessen reagiert wurde, bzw. die Hinweise nicht bis zu den zuständigen Stellen vorgedrungen sind. Rassistische Motive, das ist mir wichtig zu betonen, finden sich hier nicht.
Welche Konsequenzen zieht Volkswagen aus der Situation?
Ich habe Stimmen aus der Öffentlichkeit gehört, die an dieser Stelle als Konsequenz auf das Video Entlassungen fordern. Ob im Zusammenhang mit den Prozessfehlern auch personelle Konsequenzen zu ziehen sind, das entscheiden bei uns Disziplinar- und Personalausschüsse, in deren Arbeit ich großes Vertrauen habe. Personelle Konsequenzen würden wir allerdings nur dann ziehen, wenn vorsätzlich und wissentlich gegen unseren Code of Conduct und unsere Werte verstoßen wurde. Wenn nicht ein Fehler, sondern grobe Fahrlässigkeit oder gar Vorsatz festzustellen gewesen wären.
Sie wissen, ich stehe in meiner Funktion für Integrität und damit auch für eine gesunde Fehlerkultur. Es ist wichtig, aus Fehlern entsprechende Lehren zu ziehen, Fehler werden immer wieder passieren, es kommt darauf an, aus ihnen zu lernen.
Und zu Integrität gehört auch, dass wir uns als Führungskräfte und als Unternehmen auch dann vor unsere Mitarbeiter stellen, wenn Fehler passiert sind. Ein Bauernopfer wird es daher nicht geben.
Wir müssen die interkulturelle, ethische und moralische Sensibilität bei Volkswagen und allen angeschlossenen Agenturen deutlich erhöhen und Prozesse intern so gestalten, dass es nicht mehr zu solchen Produktionen kommen kann. Das bedeutet konkret, dass wir uns Unterstützung von unabhängigen Expert*innen holen und dann intensiver schulen, stärker sensibilisieren und engmaschiger kontrollieren.