Vor kurzem haben Sie am Berliner Hauptbahnhof einen Co-Working-Space eröffnet. Was hat das mit Mobilität zu tun?
Nicht zuletzt Corona hat gezeigt, wie eng Arbeit und Mobilität verknüpft sind. In unseren Zügen kann man heute schon wunderbar arbeiten. Aber in dem Moment, wo unsere Kunden den Zug verlassen, verlieren sie das mobile Büro. Da setzen wir an - mit Arbeitsplätzen im Bahnhof, ohne Vertragsbindung, minutengenau abgerechnet. Wir glauben, dass solche Angebote perspektivisch auch an kleineren Pendlerbahnhöfen funktionieren.
Woher kommt der Bedarf?
Viele Menschen, die im Homeoffice arbeiten, werden gelegentlich einen weiteren Arbeitsort in der Nähe ihrer Wohnungen brauchen. Einen Schreibtisch, den man bei Bedarf nutzen kann. Oder einen Ort, um Kollegen zu treffen.
Ist der Bahnhof der Zukunft ein Multifunktionsgebäude?
In erster Linie bleibt ein Bahnhof Mobilitätsdrehscheibe, an der verschiedene Verkehrsträger aufeinander treffen. Bahnhöfe sind aber auch immer Orte der Begegnung. In normalen Zeiten steigen an Deutschlands Bahnhöfen täglich 21 Millionen Menschen ein, aus oder um. Ich kenne keinen anderen Ort, der solche Zahlen erreicht. Weitere Funktionen gewinnen an Bedeutung. Ein Bahnhof kann zum Beispiel Kunstgalerie, Kino, Marktplatz oder auch Logistik-Hub sein. Aus diesem Grund haben wir als Pilotprojekt die „Hamburg Box“ gestartet.
Was ist die „Hamburg Box“?
Als „Hamburg Box“ bezeichnen wir intelligente Schließfächer, die wir an 20 Bahnhöfen und Haltestellen von Altona bis Wandsbek aufgestellt haben. Die Idee: Viele Menschen bestellen im Online-Handel. Da sie nicht ständig zuhause sind, klingeln die Paketboten oft vergeblich. Das ist schade für den Logistiker und schade für die Kunden, die die Bestellung in einem Paketshop abholen müssen. Bei der „Hamburg Box“, können die Menschen die Ware an einem Ort mitnehmen, an dem sie ohnehin vorbeikommen. Damit leisten wir einen Beitrag, den gewerblichen Verkehr zu verringern.
Werden Sie das Projekt ausweiten?
Wir gehen fest davon aus, dass der Bedarf an händlerübergreifenden Schließfächern nicht nur in Hamburg, sondern deutschlandweit besteht. Doch zunächst wollen wir mehr Erfahrung sammeln – zum Beispiel zu den richtigen Standorten. Das System steht übrigens nicht nur dem Online-Handel offen. Jedes Geschäft, das heißt auch der stationäre Einzelhandel, kann die „Hamburg Box“ nutzen.