Über die Entstehung des ID. VIZZION
Ein Traumjob mit Mega-Stress
Bei Volkswagen auf dem Genfer Automobilsalon steht ein Fahrzeug ganz besonders im Fokus: Der ID. VIZZION, die neueste Konzeptstudie der Marke. Das zukunftsweisende Showcar ist das vierte und jüngste Mitglied der elektrisch angetriebenen ID.-Familie und konsequent auf autonomes Fahren ausgelegt.
Am Stand von Volkswagen in Halle 2 wird die elegante Oberklasselimousine, die auf der neuen, vollelektrischen Antriebsplattform MEB basiert, aller Voraussicht nach für Blitzlichtgewitter und staunende Gesichter bei Journalisten und Autofans aus aller Welt sorgen. Denn ihr innovatives Innenraum- und Bedienkonzept kommt ganz ohne Lenkrad oder sichtbare Bedienelemente aus. Und die weit ausladenden Schmetterlingstüren dürften die Fantasie der Besucher zusätzlich beflügeln.
„Begeisterung und Erleichterung"
Für Dzemal Sjenar, Leiter Studienfahrzeuge, und Christian Endter, Projektleiter ID. VIZZION aus dem Bereich Konzeptfahrzeug-Entwicklung, ist das jedes Mal ein besonderer Moment. „Da mischen sich Begeisterung und Erleichterung", berichtet Dzemal Sjenar. „Erst mit der Enthüllung des Fahrzeugs und der ersten Fahrt auf die Bühne ist unser Job erledigt", sagt der Bosnier, der in seinen rund 30 Jahren bei Volkswagen unzählige Studien auf die Räder gestellt hat.


Und: Dass sie ihren Job gut gemacht haben, merken die Showcar-Macher bei Volkswagen an vielen Dingen – und unmittelbar. Zum Beispiel daran, dass „alle, die das Fahrzeug zum ersten Mal sehen und erleben, diesen Ausdruck der Begeisterung in ihrem Blick haben. Wenn sie kurz sprachlos sind. Wenn ihnen die Bewunderung, die Neugier und das Erstaunen ins Gesicht geschrieben sind", beschreibt Christian Endter den erhofften „Wow"-Effekt. „Oder wenn wir mit unseren Ideen der zukünftigen Entwicklung von Fahrzeugen einen Impuls geben konnten", ergänzt Dzemal Sjenar, „Dann haben wir alles richtig gemacht und unser Ziel erreicht".
Weiter Weg von der Idee zum Showcar
Doch der Weg dorthin ist weit: Von der ersten Idee bis zum fertigen Showcar vergehe „im Idealfall" ein Jahr. Währenddessen leisten erfahrene Kollegen sehr viel Handarbeit. Dabei arbeiten verschiedene Bereiche der technischen Entwicklung eng zusammen: Konzeptentwicklung, Design und Versuchsbau sind maßgeblich beteiligt, damit das Fahrzeug in der vorgegebenen Zeit fertig wird. Dann erfolgt die Übergabe des Staffelstabs an weitere Teams aus Marketing, Vertrieb und Kommunikation. „Auch sie haben einen enormen Anteil am Erfolg!" betont Endter. „Sie wissen den VIZZION in Szene zu setzen und auf allen Kommunikationskanälen präsent zu machen."
Die Vorgaben sind sportlich und die Zeit rennt – aufgrund der kürzeren Entwicklungszeit, schneller als bei jedem Serienmodell. Daher muss das rund 30-köpfige Kernteam, das zu Spitzenzeiten auf 100 Mitarbeiter anwächst, viel Flexibilität an den Tag legen. Kein Problem für leidenschaftliche Automobilvisionäre wie Dzemal Sjenar. „Wer den Stress nicht abkann, darf den Job nicht machen", sagt er lächelnd und mit einem Achselzucken.


Und der Lohn für ihre Arbeit? Den bekommen die Konzeptfahrzeugentwickler am liebsten in Form von Sätzen wie diesem hier: „Ich möchte den direkt vorbestellen – bezahlen kann ich sofort!", wie es ein Premierengast bei der Präsentation des ID. Buzz spontan formulierte.
Leider nix zu machen! Der Spontankauf am Messestand ist einer der wenigen Wünsche, die Endter, Sjenar und Co. den Autofans in aller Welt nicht erfüllen können. Ansonsten sind ihrer Kreativität so gut wie keine Grenzen gesetzt. „Technologisch wagt sich Volkswagen bei den Showcars gerne auf neues Terrain, insbesondere um Feedback zu bestimmten technischen Features oder Lösungen zu erhalten", erläutert Projektleiter Christian Endter.


Echter Traumjob
Klingt nach einem echten Traumjob, oder? „Klares Ja!", bestätigen beide wie aus einem Munde. „Ein so komplexes Produkt in so kurzer Zeit von der Skizze über den Aufbau bis zur Vorstellung zu begleiten ist definitiv ein Traumjob." Und das sieht man ihnen an: Wenn sie von kürzlich abgeschlossenen oder neuen Projekten sprechen, strahlen ihre Augen mit dem Glanz der Showcars, die sie konzipieren und bauen, um die Wette.
Traumjob? Traumjob! Die Showcar-Macher schätzen vor allem „die totale Freiheit", um Dinge auf die Räder zu stellen. Beispielsweise den legendären Golf GTI W12, der aus seinem Sechsliter-Zwölfzylinder-Biturbo-Mittelmotor sagenhafte 650 PS und 750 Nm Drehmoment holte und beim GTI-Treffen am Wörthersee 2007 für ungläubiges Staunen sorgte.
„Bei der Definition der Konzeptstudien grundsätzlich, aber beim ID. VIZZION ganz besonders, haben wir uns auf visionäre Elemente konzentriert", umreißt Christian Endter die Projektziele. Bei allem anderen profitieren sie von der hohen Entwicklungs- und Fertigungskompetenz im klassischen Fahrzeugbau, die im Unternehmen vorhanden ist. „Ein klassisches Beispiel hierfür ist die Bremse", erläutert er. „Hier bedienen wir uns in der Regel aus den vorhandenen Komponenten bestehender Baukästen und entwickeln nichts neu."
Dennoch: Bei allen automobilen Visionen, die sie gemeinsam auf die Räder stellen: Sjenar, Endter und Kollegen bauen immer noch Autos, fahrbare Autos, keine Luftschlösser, das wissen sie selbst am besten: „Bereits in der Auslegungsphase wird auch die technische Umsetzbarkeit überprüft und begleitet", betont er.
ID. VIZZION weist weit in die Zukunft
So auch beim ID. VIZZION, dessen innovatives Bedienkonzept, „zwei bis drei Generationen in die Zukunft weist". Die Steuerung des Fahrzeugs übernimmt der „digitale Chauffeur" mit einer Vielzahl von Assistenzsystemen. Zugleich liest ein „virtueller Host" den Passagieren per Sprach- und Gestensteuerung so gut wie jeden Wunsch von den Augen ab. An diesem Fahrzeug hatten auch die Designer alle Freiheiten um ihre Fantasien zu verwirklichen, den Wagen traumhaft zu formen und das Interieur in ein Wohnzimmer, einen Wohlfühlraum auf der Straße zu verwandeln. Beispielsweise mussten sie sich nicht nach ergonomischen Kriterien für die Positionierung von Instrumenten im Cockpit richten.


Klingt spektakulär? „Ist es auch!", verspricht der Projektleiter. Und Endter ergänzt: „Was hier nur die Insider abschätzen können: Die gesamte Mannschaft hat dieses spektakuläre Ergebnis in unglaublich kurzer Zeit auf die Räder gestellt."
Und wer weiß: Vielleicht macht ihm ja schon in wenigen Tagen in Genf jemand ein ähnlich spontanes Angebot wie einst der anonyme Enthusiast, der den ID. Buzz vom Fleck weg kaufen wollte.
Wie auch immer diese Offerte ausfallen würde: Freunde der ID. Familie werden sich gedulden müssen, bis das erste ID. Modell Anfang 2020 in den Handel kommt. Dann dürften Christan Endter, Dzemal Sjenar und ihre Kollegen aus der Konzeptentwicklung, dem Design und dem Versuchsbau gedanklich schon wieder ganz woanders sein. Nämlich ihrer Zeit weit voraus.