China ist für Volkswagen der weltweit wichtigste Markt. Zum 70. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik spricht Herbert Diess, CEO des Volkswagen Konzerns, über die Entwicklung des Landes, seine Zukunftsaussichten und die Rolle von Volkswagen auf dem chinesischen Markt.
In diesem Jahr jährt sich zum 70. Mal die Gründung der Volksrepublik China. Wo steht China heute wirtschaftlich?
Die Entwicklung Chinas in den letzten 70 Jahren ist beeindruckend. Im vergangenen Jahr erreichte der Wert für das chinesische Bruttoinlandsprodukt 13,6 Billionen Dollar. Damit ist China als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt etabliert. Die Bevölkerungsgruppe mit mittlerem Einkommen ist auf mehr als 400 Millionen Menschen angewachsen, und es gibt heute fast zehnmal mehr Universitätsstudenten als noch vor 20 Jahren.
Wir beobachten eine schnell wachsende chinesische Kundengruppe. Sie wird immer jünger, gebildeter und unabhängiger. Eine Perspektive für ein besseres Leben für so viele Millionen Menschen in so kurzer Zeit geschaffen zu haben, ist eine absolut einzigartige Leistung in der Geschichte der Menschheit.
Welche wirtschaftlichen Chancen sind in den vergangenen Jahrzehnten für Volkswagen in China entstanden?
Mit dem Beginn der Reform- und Öffnungspolitik vor 40 Jahren wurden erste Verbindungen zwischen dem Volkswagen Konzern und China hergestellt. Als wegweisendes, ausländisches Automobilunternehmen hat Volkswagen dazu beigetragen, China auf die Straße zu bringen. Wir haben mit unseren bewährten chinesischen Partnern SAIC und FAW die lokale Produktion aufgebaut. Heute haben wir nicht nur ein drittes Joint Venture mit JAC, sondern sind aufgrund der guten Zusammenarbeit mit unseren chinesischen Partnern immer noch mit Abstand der führende Automobilhersteller in China. Mehr als 35 Millionen chinesische Kunden fahren derzeit ein Auto aus dem Volkswagen Konzern. Allein im vergangenen Jahr haben wir 4,21 Millionen Autos an chinesische Kunden ausgeliefert.
Der weltweite freie Warenverkehr leidet zunehmend unter Einschränkungen und sogenannten „Schutzzöllen“. Dies stellt die Weltwirtschaft vor große Herausforderungen. Welche Rolle kann China bei der Weiterentwicklung der globalen Ökonomie spielen?
Automobiltechnologien und -dienstleistungen breiten sich von China auf den Rest der Welt aus. Wir schätzen und unterstützen den globalisierten, fairen und vielfältigen Welthandel. Die Erfahrung hat gezeigt, dass einseitiger Protektionismus langfristig niemandem hilft. Historisch gesehen war es die Globalisierung, die dem Volkswagen Konzern die Chance gab, auf dem chinesischen Automobilmarkt eine führende Position einzunehmen. Unser Unternehmen steht für eine globalisierte Welt mit über 660.000 Mitarbeitern, davon über 100.000 in China. Mehr als ein Viertel der Werke des Volkswagen Konzerns befindet sich in China.