Die ADP ist eine Cloud-Plattform, die auf die Entwicklung von vernetzten, assistierten und automatisierten Fahrfunktionen zugeschnitten ist. Vereinfacht gesagt, ein maßgeschneidertes digitales „Werkzeug“ für unsere Software-Entwickler. Die Entwicklung von automatisierten Fahr- und Parkfunktionen ist hochkomplex. Und sie passiert im Grunde iterativ, die Systeme lernen kontinuierlich dazu. Eine ganz entscheidende Rolle für diese Entwicklungs- und Lernprozesse spielen Daten aus vielfältigen Szenarien. Dazu gehören Umfelddaten, Fahrzeugdaten, Systemdaten. Die konsistente Speicherung und intelligente Verarbeitung all dieser Daten ist die Basis für eine effiziente und nachhaltige Entwicklung und damit für sichere und innovative Kundenfunktionen. Bei der ADP geht es vor allem darum, eine einheitliche Prozesslandschaft mit agilen Methoden und integrierten, gut vernetzten digitalen Werkzeugen zu schaffen.
„Die Automated Driving Platform ist ein maßgeschneidertes Werkzeug“
Die Car.Software Organisation und Microsoft bauen gemeinsam die Automated Driving Platform (ADP) auf, eine cloud-basierte Plattform zur Entwicklung von automatisierten Fahr- und Parkfunktionen. Für das Software-Unternehmen im Volkswagen Konzern wird die Plattform eine wichtige Basis für die effiziente Entwicklung von Kundenfunktionen für Pkw sein. Im Interview erklärt Dirk Hilgenberg, CEO der Car.Software Organisation, warum dieser Schritt wichtig ist und was die ADP ausmacht.
Wie muss man sich die ADP vorstellen?
Es ist also mehr als ein einfacher Cloud-Speicher?
Richtig. Die ADP ist eine Entwicklungsplattform. Sie bündelt leistungsstarke Software-Technologien, zugeschnitten auf die Entwicklung assistierter und automatisierter Fahrfunktionen. Wir entwickeln hier eine maßgeschneiderte Lösung, die die Erkenntnisse unserer Spezialisten aus jahrelanger Serienentwicklung einsetzt und uns dabei möglichst große Flexibilität für die Erfüllung künftiger Anforderungen bietet. So etwas gibt es am Markt nicht zu kaufen.
Was ist der Vorteil einer Kooperation mit Microsoft?
Unsere Partnerschaft mit Microsoft und anderen Tech-Unternehmen steht für einen tiefgreifenden Wandel, der noch längst nicht abgeschlossen ist. Wir sehen aktuell große Kooperationen in der gesamten Branche. Unsere Software-Fähigkeiten entscheiden darüber, welchen Platz wir in einer vollvernetzen und vollelektrischen Mobilität der Zukunft einnehmen. Unser Ziel ist es, bis 2025 den Eigenentwicklungsanteil an der Software unserer Autos von heute etwa zehn auf 60 Prozent zu steigern. Auf diesem Weg setzen wir auch auf starke Partner. Microsoft hat viel Know-how auf dem Gebiet skalierbarer Cloud-Dienste. Davon profitieren wir. Im Umkehrschluss braucht es für diese Plattform Entwicklungserfahrung automatisierter Fahrfunktionen für den Serieneinsatz. Die Entwicklung der Kundenfunktionen selbst und die Daten, die hierbei entstehen, bleiben in unserer Hoheit. Mit Microsoft arbeiten wir zudem bereits gemeinsam an der Volkswagen Automotive Cloud, die künftig die digitalen Dienste und Mobilitätsangebote von Volkswagen umfassen wird. Dabei kommen wir gut voran. Diese Dynamik wollen wir nutzen, um unsere Zusammenarbeit auszuweiten.
Was bedeutet die ADP für die Entwicklungsarbeit der Car.Software Organisation?
Die Car.Software Organisation ist das Software-Kompetenzzentrum im Volkswagen Konzern. Die Softwareentwicklung ist sehr schnelllebig und folgt ihren eigenen Gesetzen. Wir wollen und müssen in der Lage sein, in relativ kurzen Zyklen innovative Lösungen für sich verändernde Kundenbedürfnisse hervorzubringen. Und um hier konkret auf das hoch- und vollautomatisierte Fahren einzugehen: Wir haben hier nach wie vor ein relativ neues Entwicklungsfeld, in dem täglich neues Know-how dazu gewonnen wird. Trotz vieler Ankündigungen ist bis heute kein System ab Level 3 - also ohne Fahrer als Rückfallebene – auf dem Markt. Hier wird es in den kommenden Jahren – auch wenn die ersten Systeme bereits auf der Straße sind – noch spürbare Steigerungen im Kundenerlebnis geben. Mit der ADP bauen wir ein starkes Fundament für die datenbasierte Entwicklung und Weiterentwicklung von automatisierten Kundenfunktionen.
Sie sprechen von riesigen Datenmengen – woher stammen die Informationen?
Eine wichtige Rolle spielen die Daten unserer Erprobungsfahrzeuge, mit denen wir etliche reale Testfahrten auf der Straße zurücklegen. Die zweite wichtige Säule sind virtuell gefahrene Kilometer, also simulierte Fahrsituationen. Beides ist seit langem fester Bestandteil unserer Entwicklungsprozesse. In Zukunft bündeln wir die Daten aus allen physisch wie virtuell gefahrenen Kilometern, um sie noch effizienter nutzbar zu machen. Perspektivisch wollen wir dann den Pool um Daten aus der realen Fahrzeugflotte erweitern. Unsere Kunden können dann bestimmte technische Daten freiwillig zu Entwicklungszwecken freigeben – anonymisiert und mit unseren hohen Anforderungen an die Datensicherheit. Damit nutzen wir Skalenvorteile und schaffen eine Datenbank, die das „Lernen aus gefahrenen Kilometern“ systematisch unterstützt. Der Kunde wiederum profitiert am Ende von einem immer besseren Fahrerlebnis.