Siehst du die Kinder zwischen den Trainingseinheiten?
Nein, das schaffe ich nicht, weil ich mehr als eine Stunde Fahrtzeit entfernt wohne. Das ist eben der Kompromiss: Dafür ist meine Familie am Wohnort immer in der Nähe und kann sich kümmern. Aber ich kann auch zu Hause individuell trainieren. Dafür habe ich mir vorausschauend einen Kraftraum eingerichtet, den nutze ich jetzt. Generell gilt: Beim Mannschaftstraining bin ich dabei und die Zwerge sind zu Hause.
Mit deiner Entscheidung, nach der Geburt deiner Kinder weiter als Profifußballerin aktiv zu sein, bist du für viele ein Vorbild – nicht nur für andere Sportlerinnen. Hast du Tipps für junge Mütter, die sich wie du nicht zwischen Kind und Karriere entscheiden wollen?
Das Wichtigste ist, sich selber zu fragen, ob und wie früh ich wieder arbeiten möchte. Oder ob ich nicht lieber die Zeit mit meinem Kind verbringen möchte. Man muss mit sich im Reinen sein. Denn wenn ich mich auf die Arbeit konzentrieren muss, kann ich nicht alle fünf Minuten auf mein Smartphone schauen. Der nächste Schritt ist: Wem vertraue ich die Kinder an? Einer Kindertagesstätte? Den Großeltern? Tante? Onkel? Da muss jeder seinen Weg finden. Und der dritte Punkt: Man muss sich immer wieder auf seine Kinder freuen. Und wenn zwischendurch etwas schief läuft, es einfach hinnehmen. Das ist völlig normal.
Du arbeitest, dein Mann auch: Sind wir beim Thema Gleichberechtigung in Deutschland auf einem guten Weg?
Es ist besser als vor 50 Jahren. Immer mehr Männer nehmen Elternzeit und genießen es, ihre kleinen Kinder aufwachsen zu sehen. Nicht nur morgens zur Arbeit zu gehen und abends von der Arbeit zu kommen, wenn die Kinder schon im Bett sind. Das ist wirklich toll. Aber es gibt noch Aufholbedarf.
Wie meinst du das?
Mir persönlich wurden Dinge vorgeworfen wie: ‚Aber jetzt als Mutter musst du doch mit dem Fußball aufhören.‘ Dabei ist es ja nicht so, dass ich mich nicht um meine Kinder kümmere, nur weil ich arbeite. Es gibt es noch viele Vorurteile über arbeitende Mütter.
Was wünschst du dir?
Wir müssen als Gesellschaft dran bleiben, Möglichkeiten für Mütter zu schaffen. Es darf nicht suggeriert werden, dass Arbeiten als junge Mutter nicht möglich und den Kindern gegenüber unfair ist. Das stimmt einfach nicht.
Was können Arbeitgeber tun, um Müttern den Wiedereinstieg zu erleichtern?
Da gibt es einiges. Firmeninterne Kitas sind zum Beispiel wichtig. Falls etwas mit meinem Kind ist, kann ich schnell hingehen oder sogar mit ihm zusammen Mittagessen. Vielleicht kommen so auch Kontakte zu Kolleginnen oder Kollegen zustande und man kann sich gegenseitig helfen – zum Beispiel beim Abholen nachmittags. Zudem würde ich mir wünschen, dass es mehr Mütter in Führungspositionen gibt. Die selbst mal die Erfahrung gemacht haben, wie herausfordernd es für Frauen ist, nach der Geburt der Kinder wieder in den Job einzusteigen. Mütter haben zwangsläufig einen ganz anderen Blick auf das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf als es zuweilen bei Männern der Fall ist.