Werk: Kassel
Fläche: 3.400.000 m²
Produktion: rund 3,6 Millionen Getriebe, etwa 2,9 Millionen Abgasanlagen jährlich
Modelle: Kassel beliefert sieben Marken in 35 Ländern: VW, VW Nutzfahrzeuge, Seat Audi, Lamborghini, Skoda
Komponenten: Getriebe, Abgasanlagen sowie weitere Komponente aus Europas größter Leichtmetall-Gießerei, Umform- und Antriebstechnik sowie Karosseriebau
Beschäftigte: Rund 16.500
Werk
Das Volkswagen Werk Kassel umfasst eine Fläche von 3.4 Quadratkilometern von denen etwa die Hälfte bebaut ist. Das entspricht der Größe von rund 450 Fußballfeldern. Zu den einzelnen Bereichen des Standorts gehören Gießerei und Bearbeitung, Getriebebau und Aggregateaufbereitung, Umformtechnik, Abgasanlagenfertigung sowie der Konzern After Sales. Zudem ist Kassel das Kompetenzzentrum für elektrische Antriebe der Marke Volkswagen. Durch seine hohe Kompetenz im Bereich Entwicklung und Planung sowie in der Serienfertigung von e-Maschinen und Hybridgetrieben, trägt das Werk maßgeblich zu den Zukunftsprojekten der Marke Volkswagen bei. Kassel ist Leitwerk für die Elektroantriebe und damit für die Planung und Entwicklung der „All Electric Architecture" verantwortlich. Produkte aus Kassel werden in allen e-Modellen sowie im Audi A3 e-tron verbaut.
Produktion
Das Werk Kassel ist der wichtigste Getriebehersteller des Volkwagen Konzerns und zählt zu den bedeutendsten Komponentenlieferanten für die fahrzeugbauenden Werke. Neben Schalt- und DSG-Getrieben fertigt der Standort auch e-Motoren. Außerdem werden in Kassel Abgasanlagen und formgehärtete Karosserieteile produziert. Seit Werksgründung 1958 haben mehr als 130 Millionen Getriebe die Produktionshallen verlassen, im Jahr 2017 rund 3,6 Millionen. Im gleichen Jahr wurden über 2,9 Millionen Abgasanlagen produziert – damit kommen 43 Prozent der Abgasanlagen für Volkswagen in Europa aus Kassel. Daneben werden täglich 600 Tonnen Stahlblech zu 50.000 Getriebe- und Antriebskomponenten sowie 144.000 Karosseriekomponenten gefertigt. Außerdem werden in der größten Gießerei in Europa für Druckgussverfahren jährlich 13 Millionen Gussteile hergestellt.
Werkleitung
Olaf Korzinovski ist seit November 2018 Werkleiter im Komponentenwerk Kassel. Er begann 1997 seine Laufbahn bei Volkswagen als Planungstrainee. Erste Auslandserfahrungen im Konzern sammelte der Manager im polnischen Polkowice, bevor er aus dem Komponentenwerk Salzgitter heraus als Projektleiter den Anlauf des Motorenwerks in Dalian verantwortete. Olaf Korzinovski ist 52 Jahre alt, verheiratet und hat 5 Kinder.
Konzern After Sales
Am Standort Kassel ist auch der Konzern After Sales angesiedelt. Fünf Original Teile Center (OTC), das FIB (Fahrzeugintelligente Bauteile) sowie das weltweite Depotnetzwerk beherbergen 1,65 Millionen unterschiedliche Original Teile für 13 Konzernmarken. Jährlich werden aus Kassel rund 21,3 Millionen Auftragspositionen an 184 Kunden in mehr als 90 Länder abgewickelt und ausgeliefert. Weltweit werden somit 23.500 Händler und Werkstätten versorgt. Im Konzern After Sales direkt in Kassel sind 2.500 Beschäftigte tätig.
Über die Volkswagen Original Teile Logistik GmbH (OTLG) werden von Baunatal aus zudem sieben Vertriebszentren in Deutschland mit Original Teilen versorgt, die wiederum rund 3.600 Werkstattbetriebe zweimal täglich mit Original Teilen beliefern. Der Bereich wird seit 2016 von Imelda Labbé (50) geleitet.
Umwelt
Die Marke Volkswagen hat sich mit dem Konzept „Think Blue. Factory." klare Ziele für die ökologisch nachhaltige Aufstellung aller Fabriken gesteckt: Bis zum Jahr 2025 soll in allen Volkswagen Werken die Umweltbelastung im Vergleich zum Jahr 2010 um 45 Prozent gesenkt werden. Das heißt konkret: 45 Prozent weniger Energie- und Wasserverbrauch, Abfälle und Emissionen. Der Umweltschutz und die nachhaltige Produktion sind ein Kernelement der strategischen Entscheidungen von Volkswagen am Standort Kassel. Das modernisierte Kraftwerk verringert den Emissionsausstoß, erhöht gleichzeitig seine Effizienz und versorgt die Stadt Baunatal mit Fernwärme. Zudem sind auf Hallendächern Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von bis zu zwei Megawatt installiert.
Geschichte
Ende der 50er Jahre wurde in Wolfsburg aufgrund der sich rasant entwickelnden Nachkriegswirtschaft jeder Platz für die Käferfertigung benötigt. So wurde 1957 das Volkswagen Werk in Baunatal als neuer Standort für die Aggregataufbereitung gegründet. Die Fabrik liegt zehn Kilometer südlich von Kassel. Die Stadt Baunatal entstand erst nach der Gründung des Werkes. Die Aufbereitung von Motoren begann im Juli 1958. Bereits anderthalb Jahre später kam die Produktion von Getrieben und anderen Aggregaten hinzu. Kennzeichnend für die 60er Jahre waren die vielen Bauarbeiten, die im Werk begonnen und vollendet wurden. Die Halle 1, in der sich heute die Getriebefertigung und Härterei befinden, wurde 1960 gebaut. Darauf folgten 1961 die Halle 4 für die Aggregataufbereitung und 1964 die Halle 2, in der das Presswerk und der Karosseriebau eingerichtet wurden. Für den seit November 1969 von Kassel aus operierenden Zentralbereich Ersatzteile wurde bis Ende 1971 der Bauabschnitt der Halle 3 errichtet. Seit Mitte der 1990er Jahre wurden die fünf so genannten Hallen des Original Teile Center (OTC) des Vertrieb Original Teile in Betrieb genommen. 2012 eröffnete das neue Logistikzentrum auf dem Gelände der Volkswagen AG. Seit Juni 2003 läuft im Werk Kassel das mit einer Doppelkupplung ausgestattete DSG-Getriebe vom Band. Im Herbst 2013 ist mit dem e-up! das erste Elektrofahrzeug der Volkswagen AG auf den Markt gekommen. Herzstück ist der in Nordhessen entwickelte Elektroantrieb, kurz e-Antrieb, der seit 2014 in Kassel in Serie produziert wird. Anfang 2014 ist auch die Serienproduktion des e-Antriebs für den Golf sowie die Hybridvariante GTE angelaufen. Seit 2016 ist Kassel das Kompetenzzentrum für elektrische Antriebe der Marke Volkswagen.