Sara Frenkel-Bass betrachtet die schwere Skulptur mit strahlenden Augen und hält sie fest in ihren Händen. Die 97-Jährige ist sichtlich berührt: „Auf meine alten Tage freue ich mich sehr über diesen schönen Preis. Ich danke Euch.“
Mit Euch meint die aus Lublin (Polen) stammende Jüdin zum einen die jungen Generation Volkswagen: die Berufsausbildung sowie die Jugend- und Auszubildendenvertretung in Wolfsburg, die den Wettbewerb zum Sara-Frenkel-Preis ausgeschrieben hatten. Zum anderen dankt Sara Frenkel-Bass Volkswagen als Unternehmen, das Mitte 1980er Jahre damit begonnen hatte, die Geschichte der Zwangsarbeit auf dem Gelände der damaligen Volkswagenwerk GmbH wissenschaftlich aufarbeiten zu lassen. Auf dem Werkgelände gibt es einen Gedenkstein und seit nunmehr 20 Jahren eine Erinnerungsstätte an die Zwangsarbeit als Dauerausstellung.
Sara Frenkel-Bass setzt sich seit Jahrzehnten mit großem Engagement gegen das Vergessen und für Frieden und Menschlichkeit ein. Sie berichtet jungen Menschen immer wieder, wie sie und ihre jüngere Schwester Lea als einzige ihrer Familie die Judenverfolgung im besetzten Polen und mehr als zwei Jahre Zwangsarbeit im Deutschen Reich bei der damaligen Volkswagenwerk GmbH überlebten. Sie tarnten sich als katholische Krankenschwestern. Sara Frenkel-Bass schmerzt noch heute die Erinnerung an die Kinder von Zwangsarbeiterinnen, die aus rassistischen Motiven von ihren Müttern getrennt wurden und an Unterernährung und Verwahrlosung in Rühen im „Ausländerkinderpflegeheim“ starben.
Sara Frenkel-Bass hat in Wolfsburg Spuren hinterlassen: Auf ihre Initiative hat die Stadt Wolfsburg 2012 eine Straße in der Nordstadt nach einem verstorbenen Zwangsarbeiterkind benannt: Sofia-Gladica-Weg. Zwei Jahre zuvor war in der Wolfsburger Innenstadt das Denkmal für die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter an dem nach ihr benannten Sara-Frenkel-Platz enthüllt worden.
Sara Frenkel-Bass lebte nach dem Krieg mit ihrem Mann Manfred Frenkel zunächst in Braunschweig und emigrierte 1949 nach Israel. Fünf Jahre später kehrten sie nach Europa zurück. Seitdem lebt Sara Frenkel-Bass in Antwerpen (Belgien).